Samstag, 27. April 2024

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NÖ Bauernbund feiert 110 Jahre und packt die Zukunft an

Bauerntag mit 1800 Landwirten stellte Stärke und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten unter Beweis

Der Niederösterreichische Bauernbund ist 110 Jahre alt geworden. Gefeiert wurde das Jubiläum unter dem Motto „Der Zukunft die Türen öffnen“ am Samstag, 2. Juli 2016, beim schon zur Tradition gewordenen Bauerntag im Rahmen der Wieselburger Inter-Agrar-Messe. Neben hochrangigen Gratulanten wie Landeshauptmann Erwin Pröll, Bundesminister Andrä Rupprechter und Agrar-Landesrat Stephan Pernkopf waren mehr 1800 Landwirte der Einladung von NÖ Bauernbundobmann Hermann Schultes und Direktorin Klaudia Tanner gefolgt, und stellten so beim Festakt gemeinsam und eindrucksvoll die Stärke und den Zusammenhalt der politischen Interessensvertretung der Bäuerinnen und Bauern und des gesamten Ländlichen Raums unter Beweis.

Am 24. Juni 1906 wurde der NÖ Bauernbund gegründet, um für die Rechte der Bauern zu kämpfen – bis heute hat sich an diesem Grundsatz nichts geändert. In Zeiten, in denen viele Bauern am Rande ihrer Existenz stehen, macht der Bauernbund mit 104.000 Mitgliedern und 15.000 Funktionären auch den eigenen Geburtstag zu einem Aktionstag.

„Wir wollen den Tag auch nutzen, um für unsere Anliegen, die ja auch der Versorgungssicherheit und damit der Daseinsvorsorge im Interesse aller Menschen dienen, öffentlich Stimmung zu machen“, erklärten NÖ Bauernbund-Obmann Hermann Schultes und Direktorin Klaudia Tanner.

Bauern durch Preiskampf existenziell bedroht

Billigimporte, anhaltendes Preisdumping ohne Rücksicht auf die Erfordernisse nachhaltiger Regionalität, bürokratische Hindernisse und die Auswirkungen von Naturkatastrophen stellen die Bäuerinnen und Bauern im flächenmäßig größten Agrarbundesland derzeit vor enorme Herausforderungen. So müssen die Landwirte heuer das fünfte Jahr in Folge mit einem sinkenden Einkommen rechnen. 16.000 Betriebe befinden sich aufgrund der aktuellen ruinösen Erzeugerpreise, vor allem bei Milch und Schweinefleisch, aber auch bei Gemüse und in der Rinderzucht, in Existenznot. „Nur eine rasche und umfassende Kostenentlastung kann verhindern, dass Betriebe in großer Zahl aufhören“, unterstrich Klaudia Tanner.

Entlastungspaket für die Landwirtschaft

In diesem Zusammenhang bekräftigten Schultes und Tanner die Forderung der Landwirtschaftskammer und des NÖ Bauernbundes, den Existenzdruck der österreichischen Landwirte mit einem konkreten Maßnahmenpaket zu mindern. Dazu gehören die steuerliche Entlastung von Betriebs-mittelkosten, wie mit dem „Grünen Diesel“ bzw. Agrar-Diesel, der Erlass der bäuerlichen Sozialversicherungsbeiträge für ein Quartal, die neue umfassende Ernteversicherung und der rasche parlamentarische Vollzug der Ergebnisse des Milchdialogs vom 14. Juni in Wien.
Was die Lage auf dem Milchmarkt betrifft, tritt Bundesminister Andrä Rupprechter für ein europaweites Anreizsystem zur Mengenreduzierung ein. Ebenso kündigte er in Bezug auf die dringend erforderliche Entlastungsmaßnahmen für die Bäuerinnen und Bauern harte Verhandlungen mit dem Koalitionspartner auf Bundesebene an.

Herkunftsbezeichnung: Regionale Lebensmittel stärken Landwirtschaft und Umwelt

Gemeinsam verwiesen Schultes und Tanner auch auf die laufende Bauernbund-Kampagne „Beste Qualität. Da schau’n wir drauf. Du auch?“, die in ganz Niederösterreich auf die Leistungen der Landwirtschaft für die gesamte Gesellschaft aufmerksam macht und bei den Konsumentinnen und Konsumenten das Bewusstsein für gesunde, regionale und nachhaltig produzierte Lebensmittel wecken soll. Klar ist, dass regionale Lebensmittel die Landwirtschaft und die Umwelt stärken. Der NÖ Bauernbund und Obmann Schultes verlangen daher für die Gemeinschaftsverpflegung eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Fleisch und Eiern. Restaurants und Gasthäuser können freiwillig daran teilnehmen. Eine Maßnahme mit Vorbildwirkung leistet hier bereits das Land NÖ auf Initiative von Landeshauptmann Erwin Pröll. Als erstes Bundesland wird Niederösterreich ab dem Sommer eine Herkunftsbezeichnung in allen öffentlichen Verpflegungseinrichtungen, wo das Land Verantwortung trägt, einführen, und in den Großküchen des Landes die regionale Herkunft von Fleisch und Eiern sichtbar machen. Damit ist Niederösterreich hoffentlich beispielgebend für alle anderen Bundesländer.

Als „wichtiges Signal für die Stärke, den Zusammenhalt und das Zusammenstehen des Bauernstands“ wertete Landeshauptmann Pröll den Bauerntag und gratulierte zum 110 Jahr-Jubiläum: „Gerade der Niederösterreichische Bauernbund ist es gewesen, der das Werden unseres Heimatlandes in entscheidenden und schwierigen Phasen stark geprägt hat und der den Menschen Halt, Werte und Bodenhaftung durch harte, konsequente Arbeit gegeben hat“, erinnerte Pröll in seiner Festrede auch an das Wirken großer Bauernbündler wie Leopold Figl und Andreas Maurer. In Bezug auf den Tiefstand bei den bäuerlichen Erzeugerpreisen und in Verbindung mit der Herkunftsbezeichnung erinnerte Pröll die Konsumenten daran, dass „jeder Einkauf und Griff ins Regal gleichzeitig eine politische Aktion ist, die Produktionsbedingungen, Qualitätsstandards und Handelsstrukturen beeinflusst.“

Die Bedeutung der Landwirtschaft als „Wirtschaft am Land“ unterstrich Landesrat Stephan Pernkopf. Immerhin sind die 41.000 bäuerlichen Betriebe ein wesentlicher Wirtschaftsmotor in Niederösterreich und sichern 130.000 Arbeitsplätze in den vor- und nachgelagerten Bereichen. „In Zeiten wie diesen ist eine Top-Ausbildung auch im Landwirtschafts-bereich von enormer Bedeutung. Darum brauchen wir eine eigene Agrarfachhochschule in Niederösterreich“, so Pernkopf.

Mit dabei am Bauerntag waren neben dem Präsidium und dem Landesvorstand
des NÖ Bauernbunds mit zahlreichen Abgeordneten zum Nationalrat, Landtag und Bundesrat auch die Vizepräsidenten der NÖ Landwirtschaftskammer, Theresia Meier und Otto Auer, sowie Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager. In die Riege der Ehrengäste reihten sich unter vielen anderen auch Landesbäuerin Irene Neumann-Hartberger, Messedirektor Werner Roher, RWA-Generaldirektor Reinhard Wolf, Rotkreuz-Präsident Willibald Sauer, Bezirkshauptmann Johann Seper und die Obfrau der NÖ Dorf- und Stadterneuerung Maria Forstner, Bundesweinkönigin Christina Hugl, die Landjugend-Leiter Sandra Zehetbauer und Harald Hochedlinger sowie Jungbauern-Bundesobmann Stefan Kast.

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