Freitag, 26. April 2024

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Arbeitsmarkt: Wieser und Stöger fordern Diskussion ohne Tabus

Für Sozialminister Alois Stöger liegt ein zentrales Element der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in einer aktiven Arbeitsmarktpolitik. Die entsprechenden Maßnahmen wurden laut Stöger gerade seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise stark ausgebaut. Als Beispiele führte er das Angebot an Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, Gründungs- und Mobilitätsbeihilfen oder Weiterbildungsmöglichkeiten an. „Wir dürfen die hohe Arbeitslosigkeit nicht hinnehmen, das wäre eine Bankrotterklärung der Politik. Deshalb baut Österreich auf eine aktive Arbeitsmarktpolitik“, so Stöger. Erfreut zeigte sich der Minister auch über den jüngsten Verhandlungserfolg im Zuge der Budgetverhandlungen, bei dem die AMS-Mittel bis zum Jahr 2020 um insgesamt 1,5 Milliarden Euro erhöht wurden.

Qualifizierung als Motor für Beschäftigung und Wirtschaft Qualifizierung ist für Stöger der Schlüssel für Beschäftigung und Wirtschaftswachstum. In diesem Sinne verweist der Sozialminister auch auf die eben erst im Ministerrat beschlossene Ausbildungspflicht bis 18 Jahre. Für Stöger ein arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Meilenstein. „Wer keinen Pflichtschulabschluss hat, wird dreimal leichter arbeitslos und viermal öfter Hilfsarbeiter. Mit dem neuen Gesetz stellen wir sicher, dass sich Jugendliche nicht aus dem Bildungs- und Ausbildungssystem zurückziehen“, so der Sozialminister.

Die Zukunft der Arbeit

Angesichts der zunehmenden Urbanisierung, Globalisierung und Digitalisierung ist es für Stöger notwendig, einen breiten Diskurs über neue Rahmenbedingungen für die Arbeitswelt der Zukunft zu führen. „Die Menschen dürfen beim wirtschaftlichen Fortschritt nicht auf der Strecke bleiben. Fragen des Arbeitsrechts, der Organisation von Arbeitsbedingungen, der Arbeitszeit und der Freizeit sowie der breiten solidarischen Finanzierung des Sozialsystems gehören gestellt und müssen ohne Tabus diskutiert werden können“, erklärt Stöger.

„Es braucht eine faire Verteilung von Arbeit“, sagt AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser. Österreich ist Überstundenweltmeister, bei der Arbeitsdauer der Vollzeitbeschäftigten liegt Österreich mit 41,5 Stunden auf Rang 3 in der EU. Hierzulande werden mehr als eine Viertel Milliarde Überstunden verrichtet, davon 20 Prozent unbezahlt. Allein diese 20 Prozent ergeben für Niederösterreich 6.000 Vollzeitstellen. Die Arbeiterkammer fordert daher ein Modell der Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich sowie Investitionen im Bereich der öffentlichen und sozialen Dienstleistungen sowie der Infrastruktur, um dadurch mehr Beschäftigung zu schaffen.

Beide, sowohl Stöger als auch Wieser, unterstützen daher Bundeskanzler Christian Kern, der zentrale Fragen der Arbeitsorganisation, wie zum Beispiel Arbeitszeitverkürzung und Wertschöpfungsabgabe auf die Agenda der Bundesregierung setzen möchte. „Wir müssen uns auf die zukünftige Arbeitswelt jetzt vorbereiten und dürfen uns im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer keinen Maulkorb umhängen lassen. Gerade weil noch niemand Antworten auf diese Fragen hat, sind sie jetzt und ohne Tabu zu diskutieren“, so Stöger. „Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit steht für uns im Vordergrund“, so Wieser.

Arbeitszeitverkürzung in der Wissenschaft

Wissenschaftliche Untersuchungen zu den Erfahrungen mit einer Arbeitszeitverkürzung zeigen, dass diese unter bestimmten Voraussetzungen zusätzliche Arbeitsplätze bringen kann. „Wichtige Beispiele sind die Reduktion der Arbeitszeit in mehreren Branchen in Deutschland und vor allem die Einführung der gesetzlichen 35-Stundenwoche in Frankreich“, sagt Dr. Steffen Lehndorff vom Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen.

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