Es gibt Autos, die machen keinen Hehl aus ihrer Mission. Der Ford Mustang Dark Horse ist so einer: Fast fünf Meter Blech, fünf Liter Hubraum und ein Auftritt, der keinen Zweifel daran lässt, dass hier jemand ernst machen will. In Zeiten von Plug-ins, Partikelfiltern und Parkpiepsern wirkt der Dark Horse wie ein Störsender im System – und genau das macht ihn so faszinierend. Wir haben im Guten Tag Österreich Autotest das Muskelpaket aus Detroit ausgiebig getestet und dürfen Ihnen unsere Eindrücke präsentieren.
Der Mustang Dark Horse ist keine Neuauflage, sondern ein Statement. Die Front ist schärfer geschnitten als beim GT, die Lufteinlässe wirken wie aus einem Le-Mans-Prototyp entliehen, und auch am Heck gibt es Unterschiede: Ein dezenter, aber funktionaler Spoiler, vier Endrohre und abgedunkelte Leuchten lassen erkennen, dass es sich hier nicht um einen Mustang von der Stange handelt. Das alles in der exklusiven Lackierung „Blue Ember“. Da wird selbst der Autopurist schwach.
Innenraum: Digitaler Fortschritt trifft auf alte Schule
Im Cockpit zieht Ford alle Register der Moderne: 12,4 Zoll Digitalinstrumente, ein zentrales 13,2-Zoll-Touchscreen, Apple CarPlay, Android Auto – alles Serie. Gleichzeitig bleibt man dem Charakter des Mustang treu: Die Position ist tief, der Blick über die lange Haube majestätisch, und der Titan-Schaltwippenersatz an der Automatik erinnert daran, dass es hier um mehr geht als um Effizienz. Wer mag, bestellt die Recaro-Sportsitze mit – ein Muss für Trackday-Fans, aber hart auf langen Strecken.
Motor & Getriebe: Fünf Liter für die Seele
Herzstück des Dark Horse ist der weiterentwickelte 5.0-Liter-V8 der vierten Generation – hier mit 453 PS und 540 Nm. Die Automatikvariante mit zehn Gängen schafft den Sprint von 0 auf 100 km/h in rund 4,4 Sekunden – und liefert dabei eine Geräuschkulisse, für die mancher Konzertsaal Eintritt verlangen würde. Anders als der Handschalter sortiert die 10R80-Automatik ihre Gänge flink und überraschend clever – mit knackigen Zwischengasstößen und stets passender Gangwahl bei flotter Fahrt.
Die Zeiten, in denen ein Mustang „nur geradeaus konnte“, sind vorbei. Dank serienmäßigem MagneRide-Fahrwerk, einem mechanischen Torsen-Sperrdifferenzial und der feinfühligen Lenkung fährt sich der Dark Horse in Kurven so kontrolliert wie ein europäischer Sportwagen – ohne seine typisch amerikanische Leichtigkeit zu verlieren. Besonders auf trockener Fahrbahn überrascht er mit enormem Grip. Nur wer zu viel provoziert, bekommt das Heck zu spüren – aber das gehört zum Spiel.
Alltag & Verbrauch: Muss man wollen
Der Mustang ist kein Alltagsauto im klassischen Sinn. Mit 12,2 l/100 km im WLTP-Zyklus (real über 14 l im Mix) und einem CO₂-Ausstoß von 279 g/km ist er steuerlich ein Schwergewicht. Auch die Sicht nach hinten, das enge Fondabteil und der große Wendekreis zeigen: Kompromisse muss man eingehen. Doch wer den Mustang fährt, sucht ohnehin keine Vernunft – sondern Emotion. Und die liefert er in jeder Kurve, bei jedem Gasstoß.
Fazit: Der letzte wilde Mustang?
Der Ford Mustang Dark Horse ist kein Kompromissauto. Er ist laut, groß, durstig – und zugleich charismatisch, schnell und kompromisslos analog in einer zunehmend digitalen Welt. Als Automatik-Version ist er sogar alltagstauglicher, ohne seinen Charakter zu verlieren. Wer einen echten V8 will, ohne auf Muscle-Car-Gefühl zu verzichten, wird hier glücklich. Vielleicht zum letzten Mal in dieser Form.