Donnerstag, 28. März 2024

Verlässlich, kompetent, unkompliziert…

Sensationelle Ergebnisse der Schmetterlingszählung in Österreich

Das Jahr 2020 hat auch Erfreuliches gebracht, zumindest für die heimischen Schmetterlinge und die Wissenschaft rund um die flatternden Schönheiten. Fast 19.000 Personen in Österreich haben sich engagiert und von daheim aus mitgeforscht. Sie haben unglaubliche 147.120 Schmetterlinge gesichtet, fotografiert und für das Citizen Science Projekt von Blühendes Österreich und GLOBAL 2000 gemeldet. Das entspricht einem Zuwachs von rund 39 Prozent innerhalb eines Jahres. Wissenschaft zum Mitmachen ist en vogue, zugutekommt das den zarten Bestäubern, die leider zahlreich bedroht sind.

Niederösterreichischer Teilnehmer mit den meisten Glücksmomenten

Der Niederösterreicher Momcilo Borek aus Ebreichsdorf hat die Fühler vorn. Mit 4.239 gemeldeten Schmetterlingen flattert er auf den ersten Platz im österreichweiten Ranking. „Ich bin gerne und viel draußen in der Natur. Pflanzen und Tiere sind mir wichtig, meine Favoriten sind Schmetterlinge. Seit ich die Schmetterlings-App habe, bin ich ganz süchtig danach“, erzählt Momcilo Borek über seine Motivation, warum er bei der Schmetterlingszählung so tatkräftig mitmacht. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Karin Hiebner (3.822 Meldungen) und Sissi L. (3.560 Meldungen), beide ebenfalls aus Niederösterreich.

Großes Ochsenauge ist Schmetterling des Jahres 2020

Die am häufigsten gemeldete Schmetterlingsart 2020 ist das Große Ochsenauge (6.518 Meldungen). Dieser Falter ist in allen Bundesländern verbreitet und erfreut sich besonders am Nektar violetter Blüten. Naturnahe Gärten mit Kratzdisteln, Wiesen-Klee oder Wiesen-Flockenblumen sind bei ihm deshalb besonders hoch im Kurs. Auf Platz zwei flog der Kaisermantel mit 6.187 Meldungen, auf Platz drei der Admiral mit 5.667 Meldungen. Insgesamt wurden 163 Tagfalterarten verzeichnet, mehr als drei Viertel aller in Österreich vorkommender Arten.

Niederösterreich, Steiermark und Vorarlberg sind Österreichs Oasen für Schmetterlinge

Niederösterreich weist mit 133 gemeldeten Tagfalterarten die höchste Artenvielfalt auf und liegt mit 47.738 Beobachtungen insgesamt an erster Stelle. Auf den Artenvielfalt-Plätzen folgen die Steiermark (116) und Vorarlberg (113). Bei der Anzahl an Beobachtungen liegt ebenfalls die Steiermark auf Platz zwei (21.173) und Oberösterreich auf Platz drei (19.662). Eine Auswertung für jedes Bundesland liegt vor und ist im Report zur Schmetterlingszählung enthalten.

Über diese flatternden Raritäten freut sich die Wissenschaft

Unter den 2020 gemeldeten Schmetterlingen befinden sich auch viele Besonderheiten, darunter einige sogenannte „Wanderfalter“. „Wissenschaftlich gesehen sind die zahlreichen Meldungen von Arten besonders erfreulich und hervorzuheben, die in Österreich nur selten gefunden werden. Beispiele sind Funde der Syrmischen Spannereule aus der Steiermark, des Kleinen Wander-Bläulings aus Vorarlberg und des Pelargonien-Bläulings aus Kärnten“, freut sich der wissenschaftliche Betreuer der App und Schmetterlingsexperte DI Dr. Helmut Höttinger. „Zudem kann durch die Meldungen der freiwilligen Schmetterlingsbeobachter*innen auch die deutliche Ausbreitung einiger Arten in Österreich gut dokumentiert werden, z. B. des Zürgelbaum-Schnauzenfalters und des Karst-Weißlings. Von letzterem gelangen erstmals Funde im Burgenland. Die Nutzer*innen der Schmetterlings-App konnten außerdem sieben vom Aussterben bedrohte Tagfalterarten nachweisen, z. B. den Blauschillernden Feuerfalter und das Moor-Wiesenvögelchen“, so der Experte abschließend.

Starke Community für Österreichs Schmetterlinge

Der Run auf die Schmetterlings-App ist nach wie vor ungebrochen. Mit einem Zuwachs von mehr als 16 Prozent im Vergleich zu 2019 haben im Vorjahr 18.715 freiwillige Beobachter*innen („Citizen Scientists“) mitgeforscht. Österreich hat demnach die größte Community an Schmetterlingsliebhaber*innen in ganz Europa. Mit 44.228 Downloads und der dazugehörigen Desktop-Version ist das Projekt „Schmetterlinge Österreichs“ die größte Naturbeobachtungsplattform in Österreich. „Der Erfolg der App hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Der Austausch innerhalb der Community ist unglaublich. Es wird geliked, kommentiert und gegenseitig unterstützt, was das Zeug hält. Mehr als eine Million Fotolikes und über 140.000 gegenseitige Foto-Kommentare im Jahr 2020 zeigen, dass die Menschen der Natur Aufmerksamkeit schenken, dass sie die Tiere beobachten und wichtigen Lebensraum im eigenen Garten schaffen“, zieht Ronald Würflinger, Geschäftsführer von Blühendes Österreich, Bilanz.

Jedes Foto und jede Meldung sind ein sinnvoller Beitrag. „Seit Bestehen der App haben wir insgesamt rund 386.000 Schmetterlings-Beobachtungen. Gemeinsam mit unserer Community wollen wir im heurigen Jahr die halbe Million knacken“, so Würflinger weiter. Schmetterlinge leisten einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung und sind Indikator für intakte Ökosysteme.

Der eigene Garten als Nationalpark und Schutzzone für Schmetterlinge

Schmetterlinge sind für ihr Überleben auf entsprechende Lebensräume und Nahrungspflanzen angewiesen. Doch viele Schmetterlingspflanzen, gerade jene die bei den Schmetterlingsraupen sehr beliebt sind, sind entweder ungeliebte Beikräuter oder Zier- oder Nutzpflanzen, die mit Pestiziden sauber gespritzt werden, so dass die Schmetterlingskinder nicht überleben können.

Wollen wir unsere 4.000 Schmetterlingsarten, von denen ungefähr die Hälfte gefährdet ist, schützen, braucht es mehr Natürlichkeit in unseren Landschaften, in unseren Gemeinden und unseren Gärten. Für die Raupen von rund 50 Schmetterlingsarten dient etwa die Brennnessel als Nahrungsquelle, wie zum Beispiel für Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge und Landkärtchen. Sie ist somit deutlich wertvoller für das Überleben der Falter als etwa der optisch imposantere Schmetterlingsflieder.

„In jedem Garten sollte es Bereiche geben, in denen auch Wildkräuter ungestört wachsen dürfen. Diese wilden Ecken, auch wenn sie nur klein sind, sind wertvolle Verstecke und Kinderstuben für gefährdete Tierarten wie etwa Schmetterlinge. Deshalb setzen wir uns mit unserer Initiative Nationalpark Garten dafür ein, wieder mehr Natur in unsere Gärten und Gemeinden zu bringen“, betont Agnes Zauner, Geschäftsführerin von GLOBAL 2000.

Im „Nationalpark Garten“ errichtet die Umweltschutzorganisation gemeinsam mit heimischen Natur-Gartler*innen ein Netzwerk an individuellen Schutzgebieten für Schmetterlinge und Co. Die Teilnehmer*innen verpflichten sich zum Verzicht auf Pestizide, Kunstdünger und Torf in Gartenerden sowie zur Förderung der Vielfalt in ihren Gärten. Alle Informationen rund um den Nationalpark Garten und zur Teilnahme: www.global2000.at/nationalparkgarten

Schmetterlingsaktionen 2021

Zählung der Aurorafalter (1. März bis 31. Juli 2021) sowie Schmetterlingszählung in Österreichs Gärten (2. Juli bis 25. Juli 2021)

Die ausführliche Auswertung der Schmetterlings-App 2020 inklusive Bundesländerauswertung steht auf www.schmetterlingsapp.at zum Download zur Verfügung.

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