Freitag, 29. März 2024

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Neuer GLOBAL 2000 Pestizid-Test zeigt: Die Abdrift-Gefahr ist größer als gedacht

71% der Proben mit Pestiziden belastet – Insektengifte auch in Blühstreifen

Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und andere Bestäuber werden zunehmend seltener, dabei sichern sie einen Großteil unserer heimischen Obst- und Gemüse-Produktion. Viele Arten gelten als gefährdet und stehen auch in Österreich auf den Roten Listen. Ohne sie gäbe es jedoch kaum noch Äpfel, Zwetschken, Gurken, Zucchini, Kürbisse, Pfirsiche und vieles mehr. In landwirtschaftlichen Gebieten machen ihnen Monokulturen, übermäßige Düngung, häufige Mahd und nicht zuletzt intensiver Pestizideinsatz schwer zu schaffen. Durch die intensivierte Landnutzung sind nur wenige schmetterlingsfreundliche Landschaftelemente in der Agrikulturlandschaft erhalten geblieben.

Blühstreifen sind die Raststationen der Schmetterlinge

Umso wichtiger sind daher neben den angestammten Lebensräumen der Schmetterlinge die sogenannten Blühstreifen, also überwiegend unbewirtschaftete, kleine Flächen in denen die Natur wuchern kann, wie sie will. Diese Blühstreifen an Feldrändern, aber auch Hecken und naturbelassene Baumgruppen sind für Schmetterlinge sehr wichtig, da sie als Trittsteine und Korridore der Ausbreitung der Tiere dienen und natürliche Lebensräume miteinander vernetzen. Aber durch ihre räumliche Nähe zu landwirtschaftlich genutzten Flächen können solche Strukturen – wie auch natürliche Lebensräume und sogar Schutzgebiete – mit durch den Wind abgedrifteten Pestiziden belastet sein. GLOBAL 2000 hat nach der großen Abdriftstudie (s. u.) im Mai 2018 nun eine neue Studie erstellt, die das Vorkommen von Pestiziden in Pflanzen innerhalb, am Rand und außerhalb von besonders artenreichen Schutzgebieten untersuchte. Zusätzlich dazu wurde eine Literaturstudie über das Flugverhalten von Schmetterlingen durchgeführt, um festzustellen ob und wie weit sich Schmetterlinge über die Grenzen von geeigneten Lebensräumen wie z.B. Schutzgebieten hinaus wagen.

Blühstreifen sind aber leider oft mit Pestiziden belastet

Von 24 Pflanzenproben, die innerhalb und außerhalb von geeigneten Schmetterlingslebensräumen genommen wurden, waren 17 (71%) mit Pestiziden belastet. Es wurden dabei insgesamt 34 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen. Davon waren 8 Insektizide, 6 Herbizide und 20 Fungizide. Im Durchschnitt wurden 3 Pestizide pro Probe gefunden, mit einer Maximalanzahl von 10 Wirkstoffen in einer einzelnen Probe. Die gefundenen Pestizidmengen sind großteils gering, doch auch diese Pestizidspuren zeigen, dass sich Pestizide durch Abdrift ungewollt großräumig in der Umwelt verteilen und auch in Gebiete gelangen, die gar nicht mit Pestiziden behandelt werden.

„Die Anlage von Blühstreifen und anderen, die Artenvielfalt fördernden Landschaftselemente sowie die Pestizidreduktion sind wichtige Maßnahmen zum Schutz von Bestäubern und anderen Insekten. Um den alarmierenden Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen, braucht es rasch einen umfassenden Aktionsplan!“ kommentiert Dominik Linhard, Pestizid-Experte bei GLOBAL 2000, die aktuelle Studie.

GLOBAL 2000 fordert von der Agrarpolitik:

  • die Förderung von Landschaftselementen, die Schmetterlingen und anderen Tieren Lebensraum und Nahrung bieten
  • den Schutz dieser Landschaftselemente wie Blühstreifen, Blühflächen, Hecken oder Baumgruppen vor Pestizid-Abdrift
  • Naturschutzgebiete in unmittelbarer Nähe zur intensiven Landwirtschaft müssen durch Einrichtung von pestizidfreien Pufferzonen besser vor Abdrift geschützt werden

Außerdem zeigt die GLOBAL 2000 Studie zu Blühstreifen deutlich, dass der allgemeine Pestizideinsatz reduziert und über strengere Auflagen die Abdrift minimiert werden muss. Zur systematischen Erfassung von Schäden durch Abdrift muss ein zentrales Melderegister für Österreich eingeführt werden.

Die gesamte Studie finden Sie hier: https://bit.ly/2Kr1G4I

Weiterführende Informationen zum Thema sind auch im aktuellen GLOBAL 2000 Abdriftreport zu finden: https://bit.ly/2KeBGKP 

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