Freitag, 29. März 2024

Verlässlich, kompetent, unkompliziert…

Gerstorfer forciert neue Ausbildungskonzepte für die Pflege

Der österreichweite Personalmangel in den Sozial- und Gesundheitsberufen führt auch in
Oberösterreich zu einer wachsenden Herausforderung in den Alten- und Pflegeheimen
sowie bei den Mobilen Diensten. Die demografische Entwicklung wirkt dabei doppelt
herausfordernd: Während die Anzahl der Pflegebedürftigen wächst, werden die potenziell
erwerbstätigen Jahrgänge strukturell schwächer. Alleine in Oberösterreich werden bis zum
Jahr 2025 rund 1.600 zusätzliche Pflegekräfte (Vollzeitäquivalente) benötigt.

„Wir müssen alles daran setzen, um in den nächsten Jahren ausreichend qualifiziertes
Pflegepersonal in unseren Betreuungseinrichtungen zu haben. Deshalb habe ich bereits im
Mai 2018 ein erstes Maßnahmenpaket präsentiert. Neben einer Pflegekräfteagentur, dem
Ausbildungslehrgang „Junge Pflege“ und der Existenzsicherung während einer Ausbildung
soll eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem AMS den drohenden Pflegepersonalmangel
abwenden“, sagt die für die Altenbetreuung und –pflege zuständige Landesrätin Birgit
Gerstorfer.

Neue Ausbildungsangebote

1. Ausbildungskurs „Junge Pflege“

Aus rechtlichen und organisatorischen Gründen war es bisher nur möglich, erst mit 17
Jahren die Ausbildung zum/r Fachsozialbetreuer/in Altenarbeit (FSBA) zu beginnen. Die
meisten Jugendlichen orientieren sich beruflich aber bereits nach dem Abschluss der
Pflichtschule. Dadurch gingen viele sozial engagierte Jugendliche andere Wege. Mit dem
Lehrgang „Junge Pflege“, der im November 2018 startet, ist es nun erstmals möglich, direkt nach der Pflichtschule eine spezielle Ausbildung mit FSBA-Abschluss zu beginnen. Die
Ausbildung wurde unter einem besonderen didaktischen Blickwinkel entwickelt, um den
speziellen Anforderungen der jungen Teilnehmer/innen bestmöglich zu entsprechen. Da die
Teilnehmer/innen die Ausbildung (wie bisher bei einem Eintritt mit 17 Jahren) mit 19
abschließen, sind sie unmittelbar danach befähigt, als FSBA in Heimen und den Mobilen
Diensten tätig zu werden. Durch die Beibehaltung des Abschlussalters ist außerdem
sichergestellt, dass die Absolvent/innen wie bisher persönlich ausreichend gefestigt sind
und wie bisher nicht vor dem 17. Lebensjahr am Pflegebett stehen. Dadurch unterscheidet
sich die Ausbildung von der oft geforderten Pflegelehre.

2. Orientierungskurse beim AMS mit verpflichtendem Pflegemodul

Das AMS OÖ bietet ab sofort 1 x pro Quartal einen Workshop zum Thema Pflegeberufe an.
An drei Halbtagen gibt es Informationen und Auseinandersetzung mit Ausbildungswegen in
der Pflege (Berufsbilder, Voraussetzungen, Dauer der Ausbildung, Arbeitsmöglichkeiten
stationär und mobil). Interessent/innen, die nach diesem Workshop konkret überlegen,
einen Pflegeberuf zu ergreifen, sollen nach Möglichkeit noch im Rahmen dieser
Orientierungskurse ein 40-stündiges Praktikum in einem Alten- und Pflegeheim
absolvieren.

Flexiblere Gestaltung der Ausbildungsangebote

3. flexiblere Beginnzeiten

In Oberösterreich beginnen die Ausbildungskurse für Altenbetreuungsberufe im Herbst oder
im Frühjahr. In Zukunft will Landesrätin Birgit Gerstorfer, dass es mindestens fünf
verschiedene Einstiegstermine in den Pflegeberuf gibt. Erste positive Signale seitens der
Anbieter von Ausbildungsangeboten gibt es schon. Vorteile ergeben sich dadurch, dass
interessierte Personen kürzere Wartezeiten haben und das ganze Jahr über ausgebildetes
Pflegepersonal für die Arbeitergeber zur Verfügung steht.

4. berufsbegleitende Angebote

Es soll wesentlich mehr berufsbegleitende Möglichkeiten geben, eine Ausbildung zu
absolvieren oder Weiterbildungen zu machen.

5. mehr Kurse für Interessent/innen mit Migrationshintergrund

Verstärkt werden Ausbildungskurse für Migrant/innen angeboten. Diese zeichnen sich
durch Vorschaltmodule aus, in denen die deutsche Sprache verbessert und Fachausdrücke
gelernt werden. Durch diesen Aufbaukurs wird der Einstieg in die Fachausbildung
erleichtert.

Runder Tisch zum Thema Pflegepersonal

In den nächsten Wochen lädt Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer alle relevanten
Institutionen aus dem Sozial- und Ausbildungsbereich zu einem Runden Tisch: „Ich werde
dort einen Überblick über die aktuellen Schritte geben, die Herausforderungen diskutieren
und gemeinsam nach Lösungen suchen, welche die Qualität der Altenbetreuung und
-pflege langfristig sichern.

Existenzsicherung während der Ausbildung

Sogenannte „Umsteiger/innen“ aus anderen Berufen machen derzeit schon ca. 85 % aller
Bewerber/innen für Altenbetreuungsberufe aus. Diese Personen sind meist weiblich,
zwischen 30 und 40 Jahren, besitzen eine große Lebenserfahrung und entscheiden sich
aktiv für eine Tätigkeit im Pflegebereich. Auf Grund der Vorgaben der Bundesregierung
kann das AMS bei einer am Arbeitsmarkt verwertbaren Berufsausbildung diesen
geeigneten und motivierten Personen aber während der zweijährigen Ausbildung den
Lebensunterhalt nicht finanzieren. Für Mütter von Kindern ist eine zweijährige Phase ohne
Einkommen aber nicht machbar. Deshalb forderte Landesrätin Birgit Gerstorfer den Bund
bereits auf, das Fachkräftestipendium wieder für alle Sozialbetreuungsberufe zu öffnen.
Bereits im morgigen Sozialausschuss des Landtages wird eine diesbezügliche Resolution
an den Bund behandelt. Die Erfahrungen aus dem Fachkräftestipendium (2014 und 2015)
zeigen, dass es damit gelingen kann, den gesamten Personalbedarf der nächsten Jahre
dauerhaft zu decken.

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